Am 31. Oktober 2022 fand – nach zweijähriger Pause – erstmals wieder der Große Fachtag der Landeskoordinierungsstelle gegen häusliche Gewalt in Frankfurt am Main statt. Die interdisziplinäre Veranstaltung, an der ca. 130 Vertreterinnen und Vertreter aus dem Frauenunterstützungssystem, der Landespolitik, der Polizei, der Justiz, der Opferhilfe, der Täterarbeit, der Anwaltschaft, der Jugendhilfe, dem Gesundheitssystem und dem Bildungssektor teilnahmen, widmete sich dem Thema der transgenerationalen Weitergabe von häuslicher Gewalt. Moderiert wurde der Fachtag von Frau Prof. Dr. Margrit Brückner, eine der Vorsitzenden der Arbeitsgruppe „Gewalt im häuslichen Bereich“ im Landespräventionsrat, und Frau Julia Schäfer, Leiterin der LKS.
Dokumentation
Großer Fachtag der Landeskoordinierungsstelle 2022
Frau Ministerialdirigentin Christina Kreis als Leiterin der Abteilung Strafrecht im HMdJ und Vorsitzende des Landespräventionsrates eröffnete die Veranstaltung. In Ihrem Grußwort zeigte Sie unter Bezugnahme auf aktuelle Entwicklungen auf, welche guten Schritte in Hessen zur Bekämpfung häuslicher Gewalt bereits gemacht wurden, aber auch, welche Bedarfe weiterhin bestehen. Sie machte deutlich, dass Kinder immer auch betroffen sind von Partnerschaftsgewalt zwischen den Eltern und dass eine Durchbrechung von Gewaltdynamiken in Paarbeziehungen notwendig ist, um die Entwicklung der Kinder zu schützen. In diesem Zusammenhang verwies Frau Kreis auch auf den jüngst erschienen Bericht des Expertengremiums GREVIO des Europarates zur Umsetzung der Istanbul-Konvention in Deutschland.
Frau Prof. Dr. Henschel stellte die Ergebnisse Ihrer Untersuchung „Frauenhauskinder und ihr Weg ins Leben“ dar und erläuterte, was es für ein Kind und für dessen Entwicklung heißt, mit der Mutter auf die Zuflucht in einem Frauenhaus angewiesen zu sein.
Frau Rechtsanwältin Clemm berichtete als erfahrene Fachanwältin für Straf- und Familienrecht, was Partnerschaftsgewalt in der Praxis für Entscheidungen im Sorge- und Umgangsrecht bedeutet und welche Auswirkungen diese Entscheidungen für gewaltbetroffene Frauen haben. Sie machte deutlich, dass der Schutz der Frauen hierbei regelmäßig unterlaufen werde.
Am Nachmittag bestand dann die Möglichkeit, sich in Gesprächskreisen zur Stärkung und Unterstützung betroffener Kinder, Mütter und Väter zu informieren und auszutauschen. Neben praktischer Erfahrung zu Sorge- und Umgangsfragen aus der Perspektive der Frauenhausarbeit, wurden das Programm „Caring Dads“ aus dem Main-Taunus-Kreis sowie die Sprechstunde bei Kinderärzten und Gynäkologen im Zusammenhang mit den Frühen Hilfen im Rheingau-Taunus-Kreis vorgestellt.